Mehr als eine Dorfgeschichte
Vielseitigkeit, Detailreichtum, Themenbreite: Anfang der 1990er Jahre begann in Letschin ein heimatkundliches Unterfangen, aus dem bis heute fünf Bände »Letschiner Chronik« hervorgegangen sind.
Anfang der 1990er Jahre begann in Letschin ein heimatkundliches Unterfangen, aus dem bis heute fünf Bände »Letschiner Chronik« hervorgegangen sind. Ab 1991, so Sigrid Strenge und Marga von Tankeren in ihrem Vorwort zu Band 1, wurde begonnen »im Rahmen der Erforschung und Auseinandersetzung mit der Geschichte des Dorfes« in den Letschiner Heimatstuben Materialien zu sammeln. Ende 2000 konnte die Arbeit am ersten Band abgeschlossen werden, ein Jahr später kam er aus dem Druck: mit Erläuterungen zur frühen Besiedlung des Orten, zum ständigen »Kampf mit der Oder«, zum Ortsbild im Wandel der Zeiten und zur Entwicklung von Bauern- und Landwirtschaft.
Vier weitere Bände folgten, unter anderem zur Geschichte der Zuckerfabrik in Voßberg, zu Kirchenleben, Schulhistorie, Letschinern Bürgern und dem örtlichen Handwerk… Zusammen umfasst das Werk weit über 800 Seiten, außergewöhnlich für eine Geschichte, die zwar einmal beinahe Stadt wurde, aber immer Dorf war. Zuvor hatte es Jahrzehnte keinen eigenen, erinnernden Blick auf die Vergangenheit Letschins gegeben. Die zuvor letzte Gesamtdarstellung hatte der Druckereibesitzer und Verleger Willy Puchta 1934 vorgelegt; sie stand ganz im Zerrbild der damaligen Zeit.
Von ganz neu anfangen mussten die fleißigen Heimatforscherinnen und -forscher freilich auch 1991 nicht. In der DDR waren zahlreiche regionalgeschichtliche Veröffentlichungen erschienen; allerdings recht verstreut in Heimatkalendern, Beilagen und Jubiläumsheften. Die »Letschiner Chronik« hat nie den Anspruch erhoben, eine vollständige zu sein. Ihrer Vielseitigkeit, dem Detailreichtum, der Themenbreite hat das keinen Abbruch getan. Von archäologischen Funden bis zu jüngsten Hochwassern, von Sehenswürdigkeiten und längst vergessenen Hofstellen, von Notzeiten und Widerstand – man kann weit mehr erfahren als in vielen anderen Ortschroniken. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Letschin Dorf, das große Vorhaben wurde vor der Neugliederung der Gemeinde begonnen, die inzwischen viele Ortsteile umfasst.
Geschöpft wurde für die »Letschiner Chronik« aus vielen Quellen – aus dem Geheimen Staatsarchiv, dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv, früheren Sammlungen und Veröffentlichungen, etwa dem damaligen zweibändigen »Standardwerk« von Fritz Mengel »Das Oderbruch«. Nicht zuletzt macht die Qualität der Chronik aus, dass auf private Unterlagen und Fotos, Aufzeichnungen von Zeitzeugen, persönliche Erinnerungen zurückgegriffen werden konnte.
Die »Letschiner Chronik« kann bei den Heimatstuben erworben werden.