Europäisches Kulturerbe

Das Oderbruch, eine der größten eingedeichten Flussauen Europas, wurde 2021 mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet – als außergewöhnliche Kulturlandschaft, die Zeugnis europäischer Siedlungs- und Landschaftsgeschichte darstellt.

Europäisches Kulturerbe

Das Oderbruch, eine der größten eingedeichten Flussauen Europas, wurde 2021 mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet. Diese Ehrung würdigt die außergewöhnliche Kulturlandschaft, die seit ihrer umfassenden Transformation im 18. Jahrhundert ein beeindruckendes Zeugnis europäischer Siedlungs- und Landschaftsgeschichte darstellt. Als "Werkstatt der Moderne" verkörpert das Oderbruch einen Meilenstein der Aufklärung und steht exemplarisch für die Umgestaltung der Natur durch den Menschen – mit allen Herausforderungen, die diese Beziehung bis heute prägen.

Kulturerbe-Orte

Das Netzwerk der Kulturerbe-Orte im Oderbruch bildet ein lebendiges Mosaik dieser besonderen Landschaft. Nur einige Beispiele:

Schloss Neuhardenberg: Als ehemaliger Landsitz des preußischen Staatskanzlers Karl August von Hardenberg repräsentiert es die politischen Entscheidungsträger der Oderbruchmelioration. Heute beherbergt es eine bedeutende Kulturstiftung mit wechselnden Ausstellungen und Veranstaltungen.

Altranft: Das ehemalige Rittergut mit seinem herrschaftlichen Schloss beherbergt heute das Oderbruchmuseum, das zentrale Informations- und Bildungszentrum zur Kulturlandschaft Oderbruch. Der historische Park und die Museumsgebäude bilden ein harmonisches Ensemble.

Neulietzegöricke: Ein einzigartiges Beispiel kolonialzeitlicher Planung mit seinem charakteristischen Straßendorf-Grundriss. Die geometrische Anordnung der Höfe und die schnurgerade Dorfstraße spiegeln das aufklärerische Ordnungsdenken wider.

Kienitz: Das Dorf an der Oder mit seiner historischen Kirche und dem Oderdeich steht exemplarisch für das Leben am Fluss, die stete Bedrohung durch Hochwasser und den Schutz durch die imposanten Deichanlagen.

Wasserwerke Neutornow: Als technisches Denkmal zeugen sie von der kontinuierlichen Herausforderung der Wasserhaltung im Oderbruch. Die historischen Pumpenanlagen verdeutlichen den ständigen Kampf mit dem Wasser in dieser künstlich entwässerten Landschaft.

Das Oderbruchmuseum Altranft

Das Oderbruchmuseum Altranft hat sich als Werkstatt für ländliche Kultur etabliert und nimmt eine Schlüsselrolle in der Vermittlung und Weiterentwicklung des Kulturerbes ein. Seit seiner Neuausrichtung 2016 versteht es sich nicht nur als klassisches Museum, sondern als aktive Plattform für den Dialog über die Kulturlandschaft Oderbruch.

Im Zentrum der musealen Arbeit steht das jährliche Jahresthema, das verschiedene Aspekte des Lebens im Oderbruch beleuchtet – von der Landwirtschaft über das Handwerk bis hin zu sozialen Strukturen und kulturellen Praktiken. Die Ergebnisse dieser Forschungen fließen in Ausstellungen, Publikationen und die stetig wachsende Sammlung ein.

Besonders innovativ ist das Format der "Landschaftlichen Bildung". In Kooperation mit regionalen Schulen entwickelt das Museum pädagogische Programme, die Kindern und Jugendlichen die Besonderheiten ihrer Heimatregion nahebringen. Kulturerbe wird so nicht als statisches Konzept vermittelt, sondern als lebendiger Prozess, an dem jede Generation teilhat.

Das "Oderbruch Gespräch" hat sich als wichtige Dialogplattform etabliert, bei der Experten und Einheimische über aktuelle Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Region diskutieren. In der angeschlossenen "Oderbruchbibliothek" werden Publikationen und Forschungsarbeiten zur Region gesammelt und zugänglich gemacht.

Ein lebendiger Prozess

Was das Europäische Kulturerbe Oderbruch besonders auszeichnet, ist sein Verständnis als dynamisches Konzept. Die Bewohner verstehen sich als aktive Gestalter ihrer Kulturlandschaft, nicht als bloße Verwalter eines historischen Erbes. In zahlreichen Initiativen und Projekten wird das Kulturerbe weitergedacht und in die Gegenwart übersetzt.

Die jährlichen "Kulturerbe-Tage" laden Besucher ein, die vielfältigen Facetten des Oderbruchs zu entdecken. Thematische Routen verbinden die Kulturerbe-Orte und machen die Zusammenhänge zwischen Landschaft, Geschichte und heutigem Leben erfahrbar.

In dieser besonderen Mischung aus Bewahrung und Innovation, aus Respekt vor der Geschichte und Mut zur Zukunftsgestaltung liegt die Strahlkraft des Europäischen Kulturerbes Oderbruch – ein lebendiges Laboratorium für die Frage, wie Menschen und Landschaft in einer nachhaltigen Beziehung zueinander stehen können.

Kommunale Arbeitsgemeinschaft Kulturerbe Oderbruch
Koordinationsstelle
c/o Museumsverein Altranft e.V.
Schneiderstr. 18
16259 Bad Freienwalde OT Altranft
Telefon: +49 3344 155 39 01
info@kulturerbe-oderbruch.de