Die zweite Staffel kommt
Leichen, Blut, Vampire. Die einen lobten das Genre-Experiment, andere waren von der ARD-Produktion weniger begeistert: Anfang 2024 lief die Mystery-Serie »Oderbruch« mit großem Erfolg. Bald geht die Serie mit einer zweiten Staffel weiter.
Fast zwölf Millionen Zuschauerinnern und Zuschauer sahen die erste Staffel von »Oderbruch« im vergangenen Jahr. Nun geht die erfolgreichste Serie der ARD Mediathek weiter: »Noch mysteriöser, noch unheimlicher, noch blutiger«, wie der Sender ankündigt. Ermittlungen auf eigene Faust, eine Suche quer durch Europa, ein Vampirorden…
Der Mystery-Krimi mit Nordic-Noir-Touch und Thriller-Anteilen weckt nun auch eine kleine Debatte wieder auf, die zur ersten Staffel in der Region aufkam. Was hat die Serie mit dem »Oderbruch« zu tun? Warum wurde nicht in der Region gedreht? Und welche Botschaft sendet der Streifen?
Auch für die zweite Staffel ging das Oderbruch bei den Filmarbeiten leer aus. Zur ersten hatte es geheißen, die Gegend sei zu abgelegen, die Anfahrt zu weit, eine Unterbringung für ein großes Drehteam fast unmöglich. Das rief Widerspruch hervor, etwa beim Letschiner Bürgermeister Michael Böttcher. Auch beim Tourismusbeirat Lebuser Land war man der Meinung, eine Produktion vor Ort wäre durchaus machbar gewesen, an Übernachtungsmöglichkeiten hätte es nicht scheitern müssen. Andere Filmproduktionen im Oderbruch seien auch nicht daran gescheitert.
Beklagt wurde hier und da zudem, dass die erste Staffel kaum regionale Bezüge aufweise. Außer dem Namen sei vom Oderbruch gar nichts zu sehen. Der Bad Freienwalder Historiker Reinhard Schmook war seinerzeit mit den Worten zitiert worden, »da hat einer, der am Drehbuch Beteiligten, möglicherweise eine ganz schlechte Meinung von unserer Heimatlandschaft, keine Ahnung von ihren landschaftstypischen Besonderheiten und jede Menge Vorurteile«.
Viele sahen das aber auch anders. »Selten so stimmig und hochwertig umgesetzt« sei der Blick auf das Oderbruch, hieß es zum Beispiel hier – ein Blick, der vor allem zu Beginn der ersten Staffel die stille Einsamkeit einer dünn besiedelten Region am Rand mit ihren langen Schatten der Geschichte eingefangen habe.
Eine andere Frage wurde auch leidenschaftlich debattiert: Bekommt das düstere Bild der Serie dem echten Oderbruch - oder nicht? Aus der Perspektive des Tourismusmarketings wird man kaum beklagen können, dass zwölf Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer den Begriff »Oderbruch« in ihrem Kopf verankern; und noch viel mehr, wenn man die Reichweite der Berichterstattung über die ARD-Mystery-Serie bedenkt. Doch es gab auch Sorgen in den Oderbruch-Gemeinden, dass »grausame Märchen in eine real existierenden strukturschwachen Region« (MOZ), eher ungünstige Wirkung habe.
Es kommt wohl vor allem darauf an, was man aus einer solchen Gelegenheit macht. Denn »Grusel« – das können die Menschen in der Gegend auch selbst ganz gut. Zwei Jahre vor der ersten Staffel von »Oderbruch« hatte ein Ferienprojekt von Jugendlichen aus Letschin Schlagzeilen gemacht, die sich von gruseligen Sagen aus der Region zu einem Horrorfilm inspirieren ließen. Wozu lassen wir uns im Oderbruch durch die zweite Staffel der ARD-Serie inspirieren?